Der letzte Sommertag 💛

Veröffentlicht am 8. September 2024 um 08:52

„Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es so schön war.“ (Gabriel García Márquez). Eine Einstellung, die ich sehr tröstlich finde und die Abschiede vielleicht ein bisschen leichter macht. Gestern habe ich mich vom Sommer, von Jeremy und von einer Hornisse verabschiedet. Was mich alles für sich und in Kombination ziemlich traurig gemacht hat. Bis ich es mal von einer anderen Seite betrachtet habe. Und bevor ihr euch jetzt Sorgen macht ... Jeremy geht es gut (zumindest hoffe ich das sehr). Und ich fange besser mal von vorne an.

Mein Samstag begann ausnahmsweise halbwegs ausgeschlafen und natürlich mit einem Morgenkaffee im Garten. Wo die Sonne wie angekündigt bereits lachte und man trotzdem schon den Herbst sehen und riechen konnte. Ich ließ mir Zeit,  überlegte kurz, ob ich rasenmähen sollte, verwarf den Plan aber gleich wieder. Denn die Wiese war noch nass und ich hatte auch irgendwie keine Lust dazu (was selten vorkommt, aber offensichtlich nicht ausgeschlossen ist). Ich dachte mir, dass ich den letzten Sommertag dieses Jahres so richtig genießen sollte und vielleicht...einfach mal nichts machen könnte. 

Zuerst musste ich aber einkaufen und dabei hüpfte mir wohl irgendwie ein rosa Pampasgras in den Wagen. Das brachte ich gleich nach dem Einkaufen in den Garten und überlegte mir, wohin ich es pflanzen sollte. Was mittlerweile tatsächlich gar nicht mehr so einfach ist 😉 Ich stellte es in den Schatten und vertagte die Entscheidung auf später. Dann schaute ich nach Jeremy und war sehr zufrieden mit dem Zustand seines Häuschens. Er schien allerdings weniger zufrieden damit, dass er immernoch eingesperrt ist. Und ich entschied, ihn später freizulassen, wenn es nicht mehr so heiß ist.  Denn die Sonne hat gestern nochmal alles gegeben und gezeigt, was sie kann.

Und ich habe jeden Sonnenstrahl genossen und eingesammelt. Denn die kann man im Winter sicher sehr gut brauchen, wenn es kalt und dunkel wird. Irgendwie möchte ich daran aber noch nicht denken. Denn eins steht fest: ich war noch gar nicht fertig mit Sommer. Und der war dieses Jahr auch eindeutig zu kurz. Und während ich gestern kurz auf meiner Liege in der Sonne gelegen habe, hat mich das traurig gemacht. Weil ich den Sommer von allen Jahreszeiten am liebsten mag. Und weil mein Garten dann auch am schönsten ist. Ich sah mich schon stundenlang alles wegräumen, einpacken und mit Winterjacke frierend auf der Bank sitzen... 

Doch dann dachte ich an all die schönen Tage, die ich dieses Jahr im Garten, in der Sonne und draußen verbracht habe. An die Feste, den Urlaub und das Schwimmen im Meer. An laue Abende mit Sonnenuntergängen und an die gute Zeit, die ich voll ausgekostet habe. Und war sehr dankbar dafür. 

Und mit diesen positiven Gedanken... stand ich gleich wieder auf. Machte mir Musik an, schnappte mir die Rosenschere und fing an, meine Rosen zu schneiden. Was ich nicht gerne mache, was aber trotzdem sein muss. Und ich bin sehr gründlich vorgegangen, weil ich möchte, dass es meinen Pflanzen gut geht... dabei entdeckte ich eine Hornisse, der es offensichtlich nicht gut ging. Sie saß auf dem Tisch, pumpte heftig und drehte sich im Kreis. Ein Anblick, der wirklich traurig war und mich spontan veranlasst hat, ihr helfen zu wollen. Ich gab ihr ein paar Tropfen Wasser und einen Klecks Honig und hoffte, dass sie damit wieder zu Kräften kommen würde.

Leider hat das nicht geklappt....denn irgendwann bewegte sie sich gar nicht mehr. Sie lag auf dem Rücken und ich sah ihr liebes Gesicht. Was mich wirklich sehr traurig machte. Auch wenn das vielleicht nicht jede/r verstehen wird. Ich legte sie ins Rosenbeet und hoffte, dass sie einfach nur schon sehr alt war und sich einen schönen Platz zum Sterben gesucht hatte. 

Dann kümmerte ich mich weiter um meine Rosen, rupfte ein bisschen Unkraut, kehrte das Laub weg, das schon überall liegt und kam dabei ordentlich ins Schwitzen. Weshalb ich dann dringend eins Pause brauchte, bevor ich mein rosa Pampasgras einpflanzen konnte. Ich habe mich übrigens für einen Kübel entschieden. So bleibe ich flexibel und kann mir ganz in Ruhe einen Platz überlegen, an dem ich es nächstes Jahr in die Erde pflanze.

Und dann... war es Zeit, mich von Jeremy zu verabschieden und ihn in die Freiheit zu entlassen. Was mich gleichzeitig sehr froh und traurig gemacht hat. Denn er wird mir fehlen, nachdem er über 4 Wochen bei mir war. Aber natürlich soll er es gut haben und sein zweites Leben in vollen Zügen genießen können. Deshalb habe ich ihn aus dem Terrarium geholt und zu meinem wilden Wein gebracht. Wo er sehr langsam über meine Hand und dann... über ein Weinblatt Richtung Freiheit kroch. Als Wegzehrung hängte ich ihm noch ein Salatblatt hin. Was Jeremy zum Anlass nahm, sich darin einzuwirken und...erstmal eine Runde zu schlafen 🤣

Das tat er auch noch, als ich nach den letzten Sonnenstrahlen des letzten Sommertages nach Hause gegangen bin. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und mit der Hoffnung auf einen goldenen Herbst und der, dass Jeremy nach dem Aufwachen seiner Wege geht (und mich vielleicht mal wieder besuchen wird). 

Und jetzt... sitze ich hier auf meiner Bank, friere ein wenig und...schaue auf ein Salatblatt ohne Jeremy. Und dachte wieder an mein Lieblingsgedicht von Hermann Hesse:

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Habt einen schönen Sonntag 🩷 Bis morgen. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.